Für interessierte EinwohnerInnen ist es oft schwer, sich an Planungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen, denn die Planungsvorgaben werden in ihrer Analyse, Bewertung und in der Entwicklung von Alternativen immer komplexer. Darüber hinaus wird Information sehr stark durch die individuellen Interessen, Erfahrungen und bestehenden Wissens- und Wertebestände gesteuert. Menschen sehen und hören nur, was sie sehen und hören wollen bzw. wozu sich im Verlaufe des Lebens eines Menschen schon Wahrnehmens- und Verstehensmuster herausgebildet haben (s. auch Interview in Psychophysik.com mit Prof. Gerald Hüther; http://www.psychophysik.com/html/re042-huether.html. Internetquelle, Dez. 2009 und auch Prof. Heinz Schirp, 2006 in: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/p21/nrw/publ/hs_gehirn.pdf. Internetquelle, Jan. 2010).
Transparenz im Umgang mit Informationen und die Motivation, sie mit Interesse und Begeisterung aufzunehmen, sind Grundvoraussetzungen für Partizipation. Die Bereitstellung der Informationen im Beteiligungsprozess erfolgt über die Bausteine der Kommunikation. Mit einer Auswahl geeigneter Kommunikationswege lassen sich zwar einzelne Personengruppen gezielt ansprechen, doch wird die Information tatsächlich auch als solche wahrgenommen und verstanden? Information ist mehr als das Absenden von Nachrichten und die Einbindung der Medien. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf die neueren Erkenntnisse der Gehirnforschung.
ExpertInnen, die sich mit den jeweiligen Fragestellungen befassen und in der Lage sind, den zu beteiligenden AkteurInnen die Sachverhalte, Trends oder auch schwierige oder komplexe Zusammenhänge zu erläutern, helfen dabei, Menschen in die Lage zu versetzen, abgewogene Entscheidungen zu treffen, indem sie diese komplexen Auseinandersetzungen mit neuen und kontroversen Wahrnehmungen durch aktuelles Wissen anreichern.
Aus dem bisher Erläuterten lässt sich schließen, wie wichtig es ist, diese Aushandlungsprozesse durch umfassende und verständliche Informationen anzureichern. Daher sind längerfristige Beteiligungsprozesse, die Informationen vermitteln, indem sie den Menschen ermöglichen, im Rahmen von `Learning by doing´ zu erfahren, was Partizipation bedeutet, was mit ihr erreichbar ist und wie sie optimal organisiert werden kann, so außerordentlich wichtig.
Menschen lernen und beteiligen sich, wenn man ihnen Wertschätzung entgegenbringt und wenn diejenigen, die Informationen vermitteln und die Prozesse lenken, dies ebenfalls mit Wertschätzung und mit Überzeugung und auch Spaß tun.
Im Forschungsvorhaben Gläserne Konversion wurden in einem drei Jahre andauernden Prozess immer wieder Informationen zu Nachhaltigkeit, Nachhaltigem Flächenmanagement, Partizipation, Prozessentwicklung und -management vor Ort kommuniziert, durch
- konkretes Handeln der Menschen vor Ort, die Vermittlung guter Beispiele,
- die Wertschätzung der Menschen als Persönlichkeit, ihrer Beiträge in den Veranstaltungen und ihrer Ergebnisse durch einen externen Beirat, aber auch
- durch die Politik durch bspw. Ratsbeschlüsse sowie
- durch die lokalen Medien.
So konnten sich Erfahrungsmuster für die Bedeutung sowie die Initiierung und Umsetzung einer nachhaltigen kommunalen Entwicklung herausbilden.
Auch im Forschungsvorhaben Klimawandel Unterweser wurden Ansätze dieser Denkweise umgesetzt. In beiden Forschungsvorhaben spielte die Einbindung externer ModeratorInnen eine besondere Rolle. In beiden Projekten ermöglichten modifizierte Methoden der Informationsvermittlung den AkteurInnen tiefe Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten, durch
- gemeinsame Diskussion und Entwicklung von Fragestellungen, die von ExpertInnen beantwortet und von den AkteurInnen im Hinblick auf die daraus resultierenden Folgen diskutiert wurden,
- öffentlich zugängliche Bodenproben mit dem Pürckhauer, um Methoden nachvollziehbar, erlebbar und begreifbar zu machen, aktive Einbindung der AkteurInnen in den Ablauf des Forschungsvorhabens, in den Ablauf von Veranstaltungen und Prozessentwicklung und -management,
- Übertragung der Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung von Lösungen.
Ein äußerst wichtiger Aspekt in der Vermittlung und Aufnahme von Informationen ist das emotionale Wohlbefinden innerhalb der Gruppe, das „Sich aufgehoben und angenommen fühlen“. Aus diesem Grunde spielen bei Workshops und Veranstaltungen die Rahmenbedingungen, die für das Wohlbefinden der Menschen sorgen, und die Art und Weise der externen Begleitung der Menschen eine sehr wichtige Rolle. Fühlen sich die Menschen in der Gruppe wohl, werden sie akzeptiert, wird emphatisch miteinander umgegangen, dann werden sich die Menschen öffnen und neuen, fremden und vielleicht auch beängstigenden Themen gegenüber offener sein (vgl. dazu auch Interview mit Prof. Gerald Hüther; http://www.psychophysik.com/html/re042-huether.html). Siehe auch Vortrag von Gerald Hüther, Infos für Gehirnbenutzer... http://www.demographie-netzwerk.de/iv.-know-how-kongress-2009/videos/video-vortrag-prof.-dr.-gerald-hther.html?flvspeed=dsl Bitte downloaden und auf der Seite von uns zur Verfügung stellen.
Im Verlaufe des Beteiligungsprozesses haben die EinwohnerInnen auf diese Weise die Möglichkeit, sich zu qualifizieren bzw. eigene Kenntnisse in den Prozess einzubringen, Wissens- und Wertebestände anzugleichen, neu zu entwickeln, kreative Ideen zu entwickeln und zwischenmenschliche Erfahrungen und Erlebnisse zu haben bzw. neue Beziehungen zu knüpfen.
http://www.ikzm-d.de/infos/pdfs/Partizipation_und_Raumplanung.pdf
www.glaesernekonversion.de http://www.klimawandel-unterweser.ecolo-bremen.de/
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