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Ein individuell auf die lokale Situation und den jeweiligen kommunalen Charakter zugeschnittener Prozess

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Entscheidend für den Erfolg von Beteiligungsprozessen in Kommunen ist es, die speziellen „Charakterzüge einer Kommune" zu erkennen, entsprechend darauf zu reagieren und für diese Kommune und das jeweilige Anliegen passende Methoden auszuwählen. Diese leiten sich aus der Art und Weise ab,
  • wie bisher in der Vergangenheit strategische Entscheidungen getroffen und umgesetzt wurden,
  • welche Strategien und welches Wissen aktuell in der Kommune genutzt werden, um Entscheidungen zu treffen, sich auf die Zukunft vorzubereiten bzw. gegenwärtige Herausforderungen zu bewältigen,
  • was die Menschen als erfolgreich für die eigene Kommune definieren,
  • was sie unzufrieden macht,
  • über welche Wissens- und Wertebestände die Menschen einer Kommune verfügen,
  • wie sie diese für ihre eigene Entwicklung nutzen und
  • wie umfassend die allgemein gültigen Erfolgskriterien für den Wandel der Kommune und erfolgreiche EinwohnerInnenbeteiligungsprozesse nach dem aktuellen Stand des Wissens beachtet werden.

Jede Kommune hat eine eigene Art und Weise, in der sie ihre kommunale Entwicklung durchführt. Manche Kommunen agieren schnell, vernetzt mit flachen Entscheidungshierarchien, andere eher zurückhaltend, Entscheidungen entstehen hinter verschlossenen Türen, werden der Öffentlichkeit erst „präsentiert", wenn sie ausgereift und abgeschlossen sind, wieder andere zögern Entscheidungen hinaus, agieren im „letzten Moment" oder delegieren Verantwortung an externe GutachterInnen und ExpertInnen, ohne selbst mitzuwirken. Auch gibt es „verletzte" Kommunen, in denen die Beteiligten durch negative Erfahrungen wie bspw. Vertrauensbrüche frustriert sind.

Bei der Initiierung eines Beteiligungsverfahrens ist auf diese kommunalen Besonderheiten und Charakterzüge Rücksicht zu nehmen, indem entsprechende Instrumentenmixe entwickelt und angewendet werden, die trotzdem die o. a. Erfolgskriterien berücksichtigen. Dementsprechend ist es wichtig, eine Sensibilität für das „typische" Verhalten einer Kommune zu entwickeln, um herauszufinden, welcher methodische Ansatz für diese Kommune der Richtige ist.

Ähnlich eines Coachings, einer psychotherapeutischen Sitzung oder einer Supervision ist die Problemkonstellation individuell und nicht von einer auf die andere Kommune übertragbar. Dennoch gibt es viele Muster, die auf der Metaebene wiedererkennbar sind. Auf diese Weise können Kommunen dann doch in Gruppen eingeteilt oder Erkenntnisse und Vorgehensweisen übertragen werden.

Letztlich ist – ganz im Sinne systemischer Theorien – davon auszugehen, dass jedes lebende System, auch Kommunen, danach strebt, sich in einem stabilen Zustand einzupendeln und diesen möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Hat eine Kommune diesen Zustand gefunden, können viele Widerstände / Beharrungs-kräfte das Erreichen eines anderen, neuen Systemzustandes (z.B. einer nachhaltigeren und beteiligungsorientierten Kommunalentwicklung) sehr erschweren. Es sei denn, es liegen gute Erfahrungen mit "Veränderungsprozessen" in der Kommune vor. Alternativ erhöht sich die Bereitschaft zu einer Veränderung auch, wenn Probleme und Schwierigkeiten, Nöte und Herausforderungen nicht mehr so einfach ausgeglichen werden können, sondern zunehmend die ganze Kommune bzw. das ganze System betreffen.

Dieser stabile Zustand ist aber nicht gleichzusetzen mit einem „guten Zustand". Es bedeutet nur, dass ein vorerst aus Sicht des Systems „stabiler Zustand" gefunden wurde. Profiteure dieses stabilen Zustandes sind erfahrungsgemäß diejenigen, die an seiner Erhaltung mitwirken. An dieser Stelle erklärt sich, warum es notwendig ist, möglichst viele Menschen an der kommunalen Entwicklung mitwirken zu lassen.

Es gibt viele Aspekte kommunaler Entwicklung, die nicht einzelne Menschen direkt betreffen - daraus erklärt sich das Desinteresse mancher an der Mitwirkung -, sondern die für alle Menschen einer Kommune oder einer Region Bedeutung haben, wie bspw. Gesundheit, Ressourcenschutz, Bildung, Sicherheit u.a..

So haben sich entsprechend dieser diffusen Betroffenheit (irgendwie ist jeder betroffen, aber keiner direkt verantwortlich) repräsentative Entscheidungsformen quasi als Ersatz für die fehlende Bestimmbarkeit der Betroffenen ergeben (vgl. Stiftung mitarbeit.de Wegweiser Bürgergesellschaft; http://www.buergergesellschaft.de/politische-teilhabe/modelle-und-methoden-der-buergerbeteiligung/warum-und-wozu-buergerbeteiligung/zur-politischen-dimension-des-buergerschaftlichen-engagements/warum-beteiligung-zur-politischen-dimension-des-buergerschaftlichen-engagements/104995/).

Nachteil dieser repräsentativen Demokratie ist, dass gerade die „Nichtbestimmbarkeit" von NutznießerInnen oder RisikoträgerInnen nicht selten zur Ausbeutung und zum unüberlegten Umgang mit den für die Allgemeinheit wichtigen Bereichen und Ressourcen geführt hat und weiterhin führt. Die Finanzkrise zeigt dies bspw. sehr deutlich. Durch die Finanzkrise ist die Sensibilität der Menschen für „das Kapital der Allgemeinheit" und „das Kapital zukünftiger Generationen" wesentlich erhöht worden, weil sie so umfassend war, dass auch viele nicht dem Finanzbusiness angehörenden Personen betroffen waren – die Anleger. Offenbar reicht die Betroffenheit aber noch nicht aus, um gemeinsam optimale Lösungen für ein zukunftsfähiges globales Finanzwesen umzusetzen, denn das Wissen über die globalen Finanzzusammenhänge in der Bevölkerung ist gering; eine Entscheidungsfähigkeit, die sich im eigenen Finanzanlegeverhalten äußert, ist kaum vorhanden.

Ähnlich schwierig ist es, die Zusammenhänge zwischen dem individuellen Leben der Menschen und den zu schützenden Ressourcen herzustellen. „Warum sollte gerade ich kein Haus im neuen Wohngebiet bauen und Fläche sparen, warum sollte gerade ich weniger Energie verbrauchen, warum sollte gerade ich auf meine zweite Dusche am Tag verzichten ..." sind Fragen, die sich die Menschen stellen und auf die die Antwort nur lauten kann: „Jede und jeder muss dazu beitragen, die Ressourcen zu schützen". Messbar ist die direkte Wirkung individuellen Handelns aber selten. Ohne direkte Betroffenheit sind eben diese für die Allgemeinheit bedeutsamen Aspekte und Güter der sog. Allmende schwer zu schützen. Seit langem befassen sich ForscherInnen mit dieser Frage, und leider können sie uns bis heute keine verlässlichen Antworten bieten.

Darüber hinaus fällt es den repräsentativ Verantwortlichen zunehmend schwerer, diese vielen komplexen Aufgaben zur Zufriedenheit aller zu lösen. EinwohnerInnenbeteiligung bietet dazu eine sehr gute Alternative, wenn sie die Erfolgskriterien für Beteiligungsverfahren und das Wissen für einen erfolgreichen Beteiligungsprozess beachtet.

 

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